Flüchtlingshilfe. Die AWO- Begegnungsstätte „Irma Zöller“ engagiert sich in der Flüchtlingsarbeit.
Wir alle haben die Bilder von Krieg, Flucht und Vertreibung aus dem Irak und Syrien der letzten Wochen und Monate noch vor Augen: Ganze Familien, viele mit sehr kleinen Kindern, verlassen ihre Heimat, da sie Angst um ihres und das Leben ihrer Familienangehörigen haben. Würden sie weiterhin in diesen Kriegsgebieten bleiben, drohen ihnen Tod, Versklavung oder Folter. Denn die Islamisten der IS (Islamischer Staat) kennen kein Erbarmen, keine Menschlichkeit. Nach oft wochenlanger beschwerlicher Flucht, kommen nur die wenigsten der Fliehenden nach Deutschland. Karlsruhe mit dem Sitz der Landeserstaufnahmestelle (LEA) ist der erste Ort, der den Flüchtlingen einen sicheren Hafen bieten sollte, jedoch ist die Verwaltung in weiten Bereichen überfordert. Aus diesem Grund wurde im August 2014 die ehrenamtlich geführte Flüchtlingshilfe Karlsruhe von Vereinen und Verbänden, aber auch Einzelpersonen gegründet. Der AWO Kreisverband Karlsruhe hat sich dieser Initiative ebenfalls angeschlossen.
Hilde Becker und ihre Gruppe „Runter vom Sofa“ sind der Überzeugung, dass nichts von alleine kommt, dass Engagement in der Flüchtlingshilfe eine Selbstverständlichkeit ist. Also riefen sie zu Spenden auf, als die Gartenhalle in der Südweststadt kurzfristig zur Notunterkunft umgewandelt wurde und mehrere hundert Flüchtlinge beherbergte. Die Südweststädtler aus der Nachbarschaft erhörten den Ruf aus unserem Begegnungszentrum und halfen spontan. Zahlreiche Sachspenden zur Linderung akuter Bedürfnisse der Flüchtlinge wurden gegeben. Hygieneartikel, Kleidung, Babynahrung, Kinderwägen, Koffer und Spielzeug. Die Frauen der „Runter vom Sofa - Gruppe“ sind bestürzt über die Situation, die die Flüchtlinge aus aller Welt hier in Karlsruhe erleben. Ein seit langem absehbarer Zustand der Erstaufnahme von Menschen, die aus ihren Heimatländern flüchten (müssen), wird offensichtlich. Es fehlt an menschenwürdigen Unterbringungsmöglichkeiten. Die Betreuungssituation ist schlecht. Es fehlt am „Nötigsten“ für die oft traumatisierten Emigranten. Ob hinter der gesamten, schlecht organisierten und nicht gerade menschenwürdigen Aufnahme- und Unterbringungssituation politisches Kalkül steckt, um das Aufnahmeland Bundesrepublik Deutschland möglichst unattraktiv darzustellen, können wir nicht endgültig beurteilen. Klar ist: Es muss zuerst geholfen werden.
Nach einigen, sehr erfolgreichen Sammelaktionen, beschlossen die Frauen der „Runter vom Sofa - Gruppe“ der AWO- Begegnungsstätte „Irma Zöller“, kontinuierlich, nachhaltig und bedarfsgerecht zu helfen – soweit es geht. Da der AWO Kreisverband Karlsruhe die Patenschaft für die Flüchtlingsunterkunft in Durlach- Aue übernommen hat, wählte die „Runter vom Sofa - Gruppe“ das Haus in der Memeler Straße (Durlach- Aue) aus. Entfernung vom Stadtbezirk und eine beschwerliche Anfahrt sind keine Hindernisse, wenn man helfen will. So die Losung der Aktivistinnen, die allesamt das Rentenalter längst erreicht haben. Damit aber nicht genug, jetzt entstanden ganze Kollektionen von Baby- und Klein- Kinder- Bekleidung, gestrickt und gehäkelt. Hierbei war die großzügige Unterstützung von Frau Anna Maier, Inhaberin des Wollgeschäftes MachArt in Durlach, besonders willkommen. Der AWO- Stadtbezirk stellt für weitere Aktionen spontan 200.— € zur Verfügung. Die Damen haben nämlich noch mehr vor, zur Unterstützung der Flüchtlinge und zur Besserung deren Situation. So soll geprüft werden, ob man nicht dort, in der Flüchtlingsunterkunft, ab und zu gemeinsam kochen könnte. Interkulturell geht durch den Magen. Weiterhin ist geplant, hauptsächlich für die Kinder der Flüchtlingsfamilien, ein unterhaltsames Programm – wenigstens ab und zu – zu organisieren, bei dem auch endlich wieder einmal gelacht werden kann. An Ideen mangelt es nicht.
Klaus Lustig
AWO Stadtbezirk Südwest- Weststadt